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Weihnachten

Am Freitag vor Weihnachten war der letzte Schultag, auch wenn man sagen muss, dass es kein wirklicher Schultag war, sondern er bestand aus einer Versammlung der ganzen Schule mit weihnachtlichem Programm und Milchreis essen.

 

Nach der Schule bin ich dann mit meinen Gasteltern in einem vollgepackten Auto nach Seinäjoki zu den Eltern meiner Gastmutter gefahren. Am Samstag sind wir dann zusammen mit dem Bruder meiner Gastmutter und seiner Freundin Bowlen gegangen. Das erste was mir aufgefallen ist als wir das Gebäude betraten, war das Schild das die Sauna auswies. Eigentlich sollte mich sowas nach fünf Monaten nicht mehr wirklich überraschen, aber manchmal ist es trotzdem erstaunlich. Bowlen hatte ich schon vorher gemacht, aber es war schon länger her und ich hatte nicht mehr in Erinnerung, dass es so viel Spaß macht. Der Sonntag bestand daraus Essen für den morgigen Heiligenabend vorzubereiten, der wie in Deutschland der Hauptfeiertag ist und in die Sauna zu gehen. Am Sonntag haben wir außerdem noch Pfefferkuchen gebacken, diese schmecken wirklich ausgezeichnet. Mache Finn*innen mögen die Pfefferkuchen gerne mit Blauschimmelkäse, welchen ich absolut nicht leiden kann. (Generell mögen hier sehr viele Leute Blauschimmelkäse.)

 

Am Morgen des Heiligenabends begann mit dem traditionellen Milchreis, indem eine normaler Weise eine Mandel drin ist, außer wenn Leute mit Allergien anwesend sind. Danach haben wir im Fernsehen „The Snowman“ gesehen und einen kleinen Teil von der Liveübertragung vom Weihnachtsmann aus Rovaniemi. Danach sind wir zu zwei Friedhöfen gefahren um Kerzen an den Gräbern der Verstorbenen anzuzünden, was in Finnland Tradition ist und wirklich sehr sehr viele Menschen machen. Nachdem wir wieder zurückwaren wurde das Essen weiter zubereitet und es konnte gegessen werden. Das finnische Weihnachtsessen besteht aus Kartoffel-, Leber- und Karottenaufläufen, Schicken, Truthahn, viele verschiedene Arten von Fisch und Fischeiern, Kartoffeln und Rote Beete Salat. Nachdem alle aufgegessen hatten gab es eine kleine Pause, nach der es dann Glögi (also Glühwein) und Weihnachtsgebäck gab, neben dem schon erwähnten Pfefferkuchen gibt es in Finnland auch sogenannte „Weihnachtstorten“ die aus einfachem Blätterteig und Marmelade bestehen und meistens die Form eines Hakenkreuzes haben (viele Finnen sprechen dies auch gerne mit Belustigung an). Die Bescherung fand danach statt und ähnlich zu dem, wie meine Familie das in Deutschland macht: jede Person packt nacheinander ein Geschenk aus damit diese auch wertgeschätzt werden können. Ich war wirklich ein bisschen überrascht so viel von meiner Gastfamilie Geschenk zu bekommen und auch von den Paketen aus Deutschland (Danke nochmal an alle!). Von meinen Gasteltern habe ich passend zu meiner Teekanne eine Mumintasse und Muminschüßel bekommen und meine Lieblingssüßigkeiten von Fazer, Pätkis. Von den Eltern meiner Gastmutter habe ich Muminbettwäsche und selbstgestrickte Socken bekommen. Von den Eltern meines Gastvaters (sie hatten uns die Geschenke vor Weihnachten gegeben) gab es ein Marimekko Handtuch und ein Buch. Von den Geschwistern meiner Gastmutter habe ich Duschzeug und Schokolade bekommen. Nach der Bescherung haben wir dann zusammen einen Weihnachtsfilm geschaut. Lustig ist, dass meine Gastfamilie hier dieselbe Weihnachtstradition hat „Die Weihnachtsgeschichte“ von Dickens, nur in einer anderen Version, in der Weihnachtszeit zu gucken.

 

Die restliche Weihnachtszeit bestand aus lesen, fernsehen, essen, in die Sauna gehen und einfach nur genießen. Ich hatte ein bisschen Angst vorher, dass mein erstes Weihnachten ohne Eltern und „normaler“ Familie sehr schwierig und komisch wird, dies war aber nicht der Fall und es war wirklich ein tolles Weihnachten!

Ich habe fast das wichtigste vergessen das Wichtigste zu erwähnen: es waren weiße Weihnachten!